Der Weg ist frei für eine flächendeckende Kunststoffsammlung in der Schweiz – denn Abfall ist nicht Abfall, sondern Rohstoff!
Wie diese Sammlung aussehen soll, wie dezentrales chemisches Recycling dazu beitragen kann und ob aus Bananenfasern in Zukunft Verpackungen werden, wurde an der 5. Verwert-Bar des VSPR in den Räumlichkeiten der gemeinnützigen Stiftung 3FO in Olten und im Beisein von über 60 Interessierten und Mitgliedern z.T. kontrastreich diskutiert.
25% aller Schweizer Gemeinden sind heute Teil des VSPR. Im 2022 hat letzterer rund 7’000 Tonnen Kunststoffabfall zum Recycling gesammelt. Dies entspricht einer Einsparung von 12’000 Tonnen CO2 und dem Ersatz von 4’000 Tonnen neuen Kunststoffen, wodurch der Verbrauch von 11’500’000 Litern Erdöl vermieden wurden. Dies die Zahlen. An der 5. Verwert-Bar des Vereins Schweizer Plastik Recycler (VSPR) standen aber nicht diese Zahlen im Zentrum, sondern die Frage, wie Kunststoffkreisläufe in Zukunft harmonisiert resp. wie sich „Top Town“ und „Bottom Up“ ideal ergänzen könnten. „Bottom Up“ heisst in der Sprache des VSPR: Kunststoffsammlungen sind in den Gemeinden organisch gewachsen und nicht von oben gesetzlich (Top Down) verordnet worden. Im Rahmen des Projekts „Sammlung 2025“ arbeiten Organisationen entlang der ganzen Wertschöpfungskette an einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons. Swiss Recycling und REDILO koordinieren das Projekt für ein kundenfreundliches, schweizweit koordiniertes Recycling-System für Kunststoff-Verpackungen und Getränkekartons im Rahmen der heute geltenden Gesetze (z.B. das Abfall-Monopol). Das Bundesamt für Umwelt, Swiss Recycling, der VSPR, die Migros und der Abfallexperte Kurt Kronawittleithner diskutierten im Anschluss über Vor- und Nachteile von „Top Down“ und „Bottom Up“ und die Frage, wie und wo der VSPR in Zukunft sein Know-how einbringen soll.
Im zweiten Teil wurden REAL mit seinen Partnerverbänden als erster Zweckverband, der Migros-Genossenschafts-Bund mit den Vorreiter-Genossenschaften Luzern, Waadt und Neuenburg/Freiburg sowie EPS Recycling Schweiz mit dem Qualitätslabel des VSPR als neue Systemanbieter ausgezeichnet. Last-but-not-least durfte der Präsident des VSPR, Markus Tonner Kurt Röschli in den verdienten (Fast-) Ruhestand verabschieden. Kurt war 9 Jahre im Branchenverband Kunststoff.Swiss tätig, davon 6 Jahre als Geschäftsführer. Die beiden Verbände PVCH und ERDE Schweiz wird er weiter führen.
Gastgeber war wieder die Stiftung 3FO – die den Anlasses auch dieses Jahr umfassend organisatorisch unterstützte.
Allen Mitwirkenden, Referenten/innen und den Besucher/innen an dieser Stelle ein grosses Dankeschön.
Text: Thomas Brändli
Präsentationen
- Bundesamt für Umwelt BAFU (Samuel Anrig, Wissenschaftlicher Mitarbeiter): Verpackungen: Neues aus Politik und Verwaltung
- VSPR (Simone Hochstrasser, Geschäftsführerin): Transqua – Empfehlungen zur Harmonisierung von Kunststoffsammlungen
- VSPR (Markus Tonner, Präsident): Erfolgsfaktoren für flächendeckende Kunststoffsammlung: Durchlässigkeit und regionale Ausprägung
- Swiss Recycling (Rahel Ostgen, Projektleiterin Kreislaufwirtschaft): Sammlung 2025 – Gemeinsam für ein nationales Recycling system
- Todofis GmbH (Claude Fischer, Geschäftsführer): Was haben Bananen mit Verpackung zu tun?
- Kurt Kronawittleithner, Selbständiger Berater: Dezentrales chemisches Recycling – Chancen für die Schweiz
- Kunststoff.Swiss (Kurt Röschli, Geschäftsführer): Verschiedene Möglichkeiten von Recycling auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft